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Melanie

Hast du dir schon mal zugehört, wenn du über deine Konflikte sprichst? Welche Worte verwendest du? Wie klingen sie? Welche Stimmung transportieren sie? Es mag banal erscheinen, aber jedes Wort, das du in einem Konflikt benutzt, prägt nicht nur den Eindruck, den andere von dir bekommen, sondern auch den Verlauf des Konflikts selbst. Unsere Worte formen unsere Realität, und sie spiegeln unsere innere Haltung wider.

Möchtest du lernen, Konflikte besser zu lösen? Dann fang bei dir selbst an – genauer gesagt, bei deiner Sprache. Denn mit den richtigen Worten änderst du nach und nach deine Haltung. Und eine veränderte Haltung verbessert deine Konfliktkompetenz erheblich.

Warum das Wort "Befindlichkeit" in Konflikten Schwierigkeiten macht

Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einem potenziellen Klienten, der sich in einer verfahrenen Konfliktsituation befand. Während er mir seine Sichtweise schilderte, fiel immer wieder das Wort „Befindlichkeit“, wenn er über die andere Konfliktpartei sprach.

Schnell wurde klar: Mein Gesprächspartner fühlte sich im Recht und hatte wenig Verständnis für die Position des anderen. Der häufige Gebrauch von „Befindlichkeit“ war ein Indiz dafür, wie sehr sich der Konflikt bereits verhärtet hatte.

Solche Sprachmuster sind in Konflikten keine Seltenheit, aber sie haben eine enorme Wirkung. Wenn wir über die „Befindlichkeit“ anderer sprechen, unterstellen wir oft, dass deren Gefühle oder Bedürfnisse nicht ernst zu nehmen sind – dass sie im Grunde genommen belanglos sind.

Diese Einstellung kann den Konflikt schnell verschärfen, weil sie Desinteresse und Missachtung signalisiert.

Befindlichkeit: Ein abwertendes Wort mit großer Wirkung

Warum ist das problematisch? Das Wort „Befindlichkeit“ hat für die meisten Menschen eine abwertende Konnotation.

Es klingt so, als würden die Bedürfnisse oder Anliegen der anderen Person als nebensächlich oder unbedeutend abgetan. Wenn wir die Bedürfnisse anderer als bloße „Befindlichkeiten“ abtun, kommunizieren wir Desinteresse und Missbilligung – eine Haltung, die Konflikte verschärft, statt sie zu lösen.

Vielleicht denkst du jetzt: "Ist doch nur ein Wort, was solls?" Aber Worte haben Macht. Sie beeinflussen unser Denken und Handeln. Wenn du jemanden respektlos behandelst – und das geschieht schnell, wenn du seine oder ihre Anliegen als bloße „Befindlichkeiten“ abstempelst – wird diese Person in den meisten Fällen Widerstand leisten.

Dein Gegenüber spürt deine Haltung, und es wird darauf reagieren – vermutlich nicht so, wie du es dir erhoffst.

Stell dir vor, du bist eine Führungskraft und stehst vor der Aufgabe, einen Konflikt in deinem Team zu lösen. Du gehst in das Gespräch, bereits genervt von den „Befindlichkeiten“ deiner Mitarbeiter.

Wie, glaubst du, wird das Gespräch verlaufen? Höchstwahrscheinlich nicht gut. Denn die Botschaft, die du vermittelst, lautet: „Was ihr denkt oder fühlt, ist nicht wichtig.“ Das führt unweigerlich zu noch mehr Spannungen und Missverständnissen.

Die Rolle von Worten in der Konfliktlösung

Worte schaffen Realität – deine Realität. Du hast die Wahl: Lässt du dich von deiner momentanen Haltung leiten, oder gestaltest du aktiv den Verlauf des Konflikts, indem du deine Worte bewusst wählst? Eine simple Veränderung in deiner Wortwahl kann einen großen Unterschied machen.

Anstelle von „Befindlichkeit“ könntest du „Bedürfnis“ oder „Interesse“ sagen. Probier es aus – du wirst sofort einen Unterschied merken. Warum? Weil „Bedürfnis“ oder „Interesse“ Wertschätzung und Anerkennung signalisieren. Sie zeigen, dass du bereit bist, die Perspektive des anderen zu verstehen und ernst zu nehmen. Diese kleine Änderung kann dir helfen, schwierige Gespräche leichter zu führen und schneller zu einer Lösung zu kommen, die beide Seiten zufriedenstellt.

Die Psychologie hinter der Wortwahl

Die Wahl unserer Worte ist tief in unserer Psychologie verwurzelt. Sie spiegelt wider, wie wir die Welt sehen und wie wir uns selbst und andere in dieser Welt wahrnehmen. Wenn du in einem Konflikt automatisch zu abwertenden Begriffen greifst, dann ist das ein Zeichen für eine gewisse innere Haltung: Du siehst dich im Recht und bist weniger bereit, die Perspektive des anderen zu akzeptieren.

Diese Haltung zu verändern, erfordert Bewusstsein und Übung. Aber die gute Nachricht ist: Es ist machbar! Durch bewusstes Reflektieren und den gezielten Einsatz positiver, respektvoller Sprache kannst du deine innere Haltung und damit auch dein Verhalten in Konflikten ändern.

Praktische Tipps: Wie du deine Wortwahl im Konflikt bewusst steuerst

  1. Selbstbeobachtung: Achte darauf, welche Worte du im Konflikt verwendest. Notiere dir typische Begriffe, die du in Konfliktsituationen häufig benutzt. Überlege, welche davon negativ konnotiert sind und versuche, sie durch positivere Ausdrücke zu ersetzen.
  2. Übung macht den Meister: Setze dir das Ziel, in den nächsten Konfliktgesprächen bewusst auf deine Wortwahl zu achten. Verwende statt abwertender Begriffe solche, die Respekt und Verständnis signalisieren. Es mag am Anfang ungewohnt sein, aber mit der Zeit wird es dir leichter fallen.
  3. Reflexion: Nach einem Konfliktgespräch, reflektiere, wie es gelaufen ist. Hast du deine Sprache bewusst eingesetzt? Welche Reaktionen hat sie ausgelöst? Was könntest du beim nächsten Mal anders machen?
  4. Feedback einholen: Sprich mit einer vertrauenswürdigen Person über deine Erfahrungen. Lasse dir Feedback geben, wie du in Konflikten wirkst und ob deine Wortwahl angemessen war.
  5. Mentale Vorbereitung: Gehe nicht unvorbereitet in Konfliktgespräche. Überlege dir im Voraus, welche Worte du verwenden möchtest, um das Gespräch in eine positive Richtung zu lenken.

Warum deine Wortwahl entscheidend ist

Konflikte lassen sich nur dann nachhaltig lösen, wenn beide Seiten bereit sind, miteinander zu arbeiten und sich gegenseitig zu respektieren. Deine Wortwahl ist dabei ein entscheidender Faktor. Sie beeinflusst nicht nur die Dynamik des Gesprächs, sondern auch die Haltung deines Gegenübers. Wenn du respektvoll und kooperativ kommunizierst, stehen die Chancen gut, dass der andere ebenfalls kooperativ reagiert.

Fazit: Die richtige Wortwahl als Schlüssel zur erfolgreichen Konfliktlösung

Wenn du merkst, dass deine Konflikte oft ins Stocken geraten, lohnt es sich, deine Wortwahl zu hinterfragen. Abwertende Begriffe wie „Befindlichkeit“ bringen dich nicht weiter – sie verstärken nur die Fronten. Setze stattdessen auf respektvolle und wertschätzende Begriffe wie „Bedürfnis“ oder „Interesse“. Du wirst überrascht sein, wie sehr sich dadurch nicht nur die Gespräche, sondern auch die Ergebnisse verbessern.

Die Änderung deiner Wortwahl ist kein Hexenwerk, aber sie erfordert Aufmerksamkeit und Übung. Wenn du konsequent daran arbeitest, wirst du feststellen, dass sich nicht nur deine Konfliktgespräche, sondern auch deine Beziehungen insgesamt verbessern. Und falls du dabei Unterstützung brauchst, stehe ich dir gerne zur Seite.

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Autor

Melanie

...auch bekannt als die schweizerischste Wirtschaftsmediatorin Österreichs - ich löse seit 2020 Konflikte in und zwischen Unternehmen mit einer Erfolgsquote von 95%. Ich biete Wirtschaftsmediation, Konfliktcoaching und Konfliktmanagementtrainings an. In meiner Freizeit höre ich Musik, trainiere, oder werke im Garten herum.

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