Konflikte im Team sind unvermeidbar, doch gut gelöst bergen sie viel Potenzial. Erfahre, wie du Teamkonflikte erkennen, analysieren und konstruktiv angehen kannst. Mit Praxistipps für mehr Harmonie und Produktivität.
Oh nein, ein Teamkonflikt!
Jedes Unternehmen hat sie, keins will sie: Teamkonflikte. Sie gehören zum Arbeitsleben dazu, wie der Kaffee in der Frühstückspause. Doch während die Existenz von Kaffee meistens niemanden stört, behauptest du bei Konflikten möglicherweise, du hättest keine.
Dabei beginnen die Schwierigkeiten nicht - wie oft angenommen - sobald ein Konflikt besteht. Viel mehr führt dein Umgang damit erst zu den Problemen, die wir alle kennen. Weichst du Konflikten aus, können Teams schnell unproduktiv werden, Mitarbeiter kündigen (hallo Fachkräftemangel!) oder fallen wegen Krankheit aus. Die Kosten dafür sind immens - laut einer Studie der Unternehmensberatung KPMG (die zwar schon etwas her ist, aber immer noch aktuell) verursachen Konflikte am Arbeitsplatz jährlich Kosten von über 50 Milliarden Euro allein in Deutschland.
Das verleitet viele zu einer Vogel-Strauß-Taktik: Konflikte werden lieber vermieden oder ignoriert. Weil man sie nicht anspricht, existieren sie aber noch lange nicht nicht. Im Gegenteil, sie können im Untergrund enorm an Dynamik gewinnen.
Konflikte sind notwendig und gut
Was überall zu lesen, aber schwer zu glauben ist: Konflikte sind wichtig, manchmal sogar notwendig - so wie manche unangenehmen medizinischen Behandlungen. Beide haben zwar nur wenig gemeinsam, aber eins verbindet sie: ohne sie geht es manchmal einfach nicht.
Wenn du behauptest, keine Konflikte zu haben, unternimmst du vermutlich auch nichts (wer keine Fehler macht, tut meistens auch nichts...). Stattdessen können Konflikte, richtig angegangen, eine Quelle für Innovation und persönliches Wachstum sein [3]. Sie zwingen dich, eingefahrene Routinen zu hinterfragen und fördern eine tiefere Auseinandersetzung mit Arbeitsprozessen und Teamdynamiken. Positiv gelöste Konflikte stärken außerdem den Zusammenhalt im Team. Hier erfährst du noch drei weitere Gründe, warum Teamkonflikte wichtig sind.
Woran erkenne ich einen Teamkonflikt?
Auf den ersten Blick eine etwas eigenartige Frage, denn wissen wir das nicht ganz genau? Aber ganz so einfach ist es nicht. Wenn in jedem Konflikt lautstark gestritten würde, wäre es leicht festzustellen, dass es ihn gibt. Aber so läuft es in der Realität selten. Die latenten Konflikte (also jene, die unter der Oberfläche schwelen) sind in Unternehmen weitaus häufiger als jene, in denen offen gestritten wird.
Gerade im Job fürchten viele negative Konsequenzen, wenn sie einen Konflikt offen austragen. Also greifen sie zu subtileren Mitteln als Geschrei und Türenknallen: Sie kommunizieren verdeckt, zeigen passive Aggression oder ziehen sich zurück.
Solche unterschwelligen Konflikte sind besonders heimtückisch, weil sie lange unentdeckt und unbearbeitet vor sich hin schwelen. Dabei hinterlassen sie eine Spur der Verwüstung im Team. Trotzdem kann man sie in den Griff kriegen - wenn man die Anzeichen kennt. Dazu gleich mehr.
Die häufigsten Ursachen von Teamkonflikten
Konflikte zeigen Unterschiede und Reibungspunkte auf. Sie machen sichtbar, wo im Team etwas nicht rund läuft. Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber nicht unendlich. Am häufigsten entstehen Teamkonflikte durch:
- Ungeeignete Führung
- Unklare Aufgaben- und Kompetenzverteilung
- Wertekonflikte
- Misslungene oder fehlende Kommunikation
- Unterschiedliche Persönlichkeitstypen (siehe auch >Link< Teamdynamik verstehen: Wie Persönlichkeiten in Teams aneinandergeraten)
- Mangelnder Beziehungsaufbau
- Rivalitäten und Machtkämpfe
Die vielfältigen Ursachen erfordern auch unterschiedliche Lösungsansätze - aber keine Sorge, so kompliziert ist das gar nicht. Mit den richtigen Tools und Strategien wirst du schnell zum Konfliktlösungsprofi.
Wer sollte Teamkonflikte lösen?
In erster Linie bist du als Führungskraft gefragt. Wenn in deinem Team gestritten wird und die Stimmung im Keller ist, liegt der Ball bei dir. Denn früher oder später wird sich das negativ auf die Leistung deines Teams auswirken.
Aber Vorsicht, eine Sache verkompliziert das Ganze: Oft bist du als Chef (unabsichtlich) selbst Auslöser oder sogar Teil des Konflikts. Dann wird es deutlich schwieriger für dich, die Situation allein zu entschärfen.
Trotzdem musst du nicht immer sofort selbst eingreifen. Je nach Thema und Beteiligten kannst du die Konfliktparteien auch erst mal bitten, es untereinander zu klären. Oft wurde das nämlich noch gar nicht probiert. Klappt das nicht, bist du gefragt.
So oder so - es schadet nie, wenn du ein paar grundlegende Techniken der Konfliktlösung drauf hast. Erste Lösungsversuche fruchteten nicht? Dann hol dir Verstärkung durch ein Konfliktcoaching oder eine Mediation.
Wie löst man Teamkonflikte?
Die Antwort ist simpel: Wie jeden anderen Konflikt auch. Als Erstes musst du verstehen, worum es wirklich geht. Denn worüber gestritten wird, ist meist nicht die eigentliche Ursache des Problems. Das sind lediglich die "Positionen", also das "Was".
Viel spannender ist das "Warum" - die dahinterliegenden Interessen, Bedürfnisse, Werte und Emotionen. Hast du die erstmal aufgedeckt, eröffnen sich plötzlich ganz neue Lösungswege.
Die erste knifflige Aufgabe ist also ein bisschen Detektivarbeit, um dem wahren Kern des Konflikts auf die Spur zu kommen. Ist der Fall gelöst, läuft der Rest meist wie geschmiert.
Wie das genau funktioniert, erfährst du hier: 5 effektive Wege Teamkonflikte zu lösen. Oder hier: Achtung Konfliktfalle - Vermeide diese 3 Fehler in Teamdiskussionen. Außerdem findest du hier ein Fallbeispiel aus meiner Mediationspraxis, wo du sehen kannst, wie so etwas in einem Setting mit einem Mediator gelöst werden kann. Aber auch, wie Menschen aufgrund unterschiedlicher Persönlichkeiten aneinandergeraten, kann hilfreiche Anhaltspunkte bieten.
Fazit - Konflikte annehmen statt vermeiden
Teamkonflikte sind anstrengend, aber wichtig. Sie sind nicht immer offensichtlich und lautstarke Auseinandersetzungen sind eher selten (leider). Im Arbeitskontext sind Konflikte oft subtil und zeigen sich durch indirekte Signale statt offener Aggression. Diese unterschwelligen Zerwürfnisse sind besonders gefährlich, weil sie lange unbemerkt bleiben und massive Schäden anrichten können.
Aus Angst vor negativen Folgen sind viele Mitarbeiter zurückhaltend, Konflikte offen anzusprechen. Das ist verständlich, verschärft das Problem aber nur. Es ist entscheidend, die Anzeichen von Konflikten frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern, um langfristig gesunde und produktive Teams zu haben. Dazu braucht es Mut, Konfliktfähigkeit und die richtigen Tools.