Konflikte im Team sind unvermeidlich. Aber anstatt vor lauter Angst den Kopf in den Sand zu stecken, gibt es einiges, was du tun kannst, damit es diesmal nicht so unangenehm wird. Denn Konflikte bieten auch Chancen für Wachstum und Innovation. In diesem Artikel findest du die 5 besten Tipps, wenn ein Teamkonflikt droht.

Teamkonflikte am Arbeitsplatz lösen

Das Netz ist voll von guten Ratschlägen zum Thema Teamkonflikte lösen. Manche sind toll, andere irritieren mich persönlich ein wenig - vor allem, weil sie sehr unkonkret sind. Denn was zu tun ist, wissen wir alle, aber nicht WIE. Also lass uns das mal ansehen. Und wenn du noch mehr darüber erfahren willst, wie man Teamkonflikte lösen kann - hier geht es zur großen Übersicht.

1. Offene Kommunikation fördern

Wir Menschen reden zu wenig miteinander. Oder reden viel, aber sagen nichts (oder nichts, das wesentlich ist). In Unternehmen ist das noch viel mehr der Fall, da wir hier eine ganz bestimmte Rolle ausfüllen müssen. Dadurch entstehen mehr Missverständnisse als nötig. Mit etwas Geschick und guten Strukturen kannst du das aber lösen:

  • Höre aktiv zu und bemühe dich zu verstehen, was deine Kollegen wirklich sagen, bevor du antwortest oder dir eine Lösung überlegst - frage lieber einmal mehr nach und warte ab, was kommt.
  • Drücke deine eigenen Gedanken und Gefühle klar und respektvoll aus - dazu eignen sich die Technik der gewaltfreien Kommunikation und Ich-Botschaften besonders gut. Wenn du also ständig Überstunden machst, aber der Einzige im Team bist, könntest du sagen: "Ich habe bemerkt, dass ich in den letzten Wochen als Einziger regelmäßig länger geblieben bin. Können wir besprechen, wie wir die Arbeitslast gerechter verteilen können?“.
  • Als Führungskraft richtest du regelmäßige Meetings ein, in denen offen über Probleme gesprochen werden kann. Schaffe eine Kultur der Offenheit und des Vertrauens, in der Feedback gefördert wird. Apropos Feedback: Wann hast du das letzte Mal mit deinen Mitarbeitern gesprochen (nicht über operativen Krimskrams)?

Offene Kommunikation ist das Fundament für jede Konfliktlösung und auch die Prävention von unnötigen, destruktiven Konflikten. Du hast dann offene Kommunikation, wenn es dir gelingt, die meisten Missverständnisse auszuräumen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Menschen sicher fühlen, ihre Meinung zu äußern. Das nennt man dann "psychologische Sicherheit" - ein Begriff, den es übrigens - besonders als Führungskraft - weiterzuerforschen lohnt.

2. Bitte nicht verschlampen: Konflikte frühzeitig erkennen und bearbeiten

Ja, ich weiß - lästig, diese Spannungen und Unstimmigkeiten. Am liebsten würde man die Türe schließen und nichts mehr hören. Das Problem ist nur: Je länger du wartest, desto komplizierter wird es - ein bisschen wie bei Tetris: am Anfang sind die Steine noch sehr leicht zu positionieren, aber plötzlich überschlägt sich alles (wusstest du übrigens, dass ein 13-jähriger 2024 Tetris "fertig gespielt" hat? Für uns Normalsterblichen aber immer noch eine sehr passende Analogie...).

Das Gute daran: Wenn du Dinge schon beim kleinsten Verdacht einfach ansprichst, ist es noch ziemlich einfach. Mit "ich habe den Eindruck/das Gefühl" in Kombination mit "wollen wir nicht versuchen, ..." kommst du da schon echt weit. No fancy tricks, einfach ansprechen.

  • Achte auf frühe Anzeichen von Unstimmigkeiten im Team, wie z.B. vermehrtes Flüstern, Grüppchenbildung oder eine Veränderung in der Kommunikation oder im üblichen Verhalten (und du weißt: Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein; was ist also bei dir zu beobachten?).
  • Sprich Probleme frühzeitig an, bevor sie eskalieren und schlage einen Lösungsweg vor. Ein freundliches "Ich sehe, dass es hier zu Missverständnissen kommt. Vielleicht können wir gemeinsam eine klare Agenda für unsere Meetings erstellen, um sicherzustellen, dass alle auf demselben Stand sind." geht zum Beispiel immer. Oder wenn du als Führungskraft bemerkst, dass etwas im Busch ist, seit du die Aufgaben für das neue Projekt zugewiesen hast, könntest du sagen "Ich habe bemerkt, dass einige von euch Bedenken bezüglich des neuen Projekts haben. Lasst uns darüber sprechen, was euch Sorgen macht und wie wir diese angehen können.".
  • Als Führungskraft beobachtest du dein Team genau und greifst ein, sobald du Spannungen bemerkst. Nutze Tools wie regelmäßige Einzelgespräche und strukturierte Feedbackrunden, um einen besseren Einblick in die Dynamik des Teams zu erhalten.

Das frühzeitige Erkennen von Konflikten ermöglicht eine schnelle Reaktion, die oft verhindert, dass die Situation unkontrollierbar wird. Es ist wesentlich einfacher, eine Lösung zu finden, wenn das Problem noch klein ist.

3. Klare Rollen und Verantwortlichkeiten definieren

Oft geht die Aufgabenverteilung nicht über einen Jobtitel hinaus und die Mitarbeiter müssen selber raten, was denn nun genau in ihren Verantwortungsbereich fällt. Das führt zu Reibereien und Ineffizienz - wenn du jedes Mal mit dem Kollegen darüber diskutieren musst, wer denn jetzt diese oder jene (ungeliebte) Aufgabe übernehmen muss, ist das lähmend und nervenaufreibend.

In einer meiner Mediationen sagte eine Mitarbeiterin mal zum Chef: "wenn du deinen Job machen würdest und uns klar sagen würdest, was du von uns erwartest, müssten wir nicht so viel streiten" - und das bringt es ziemlich genau auf den Punkt.

Natürlich gibt es Führungsansätze, wo mehr Eigenverantwortlichkeit begrüßt wird. Sich jedoch auf den Standpunkt zurückzuziehen "die sollen sich das selber ausmachen" funktioniert erfahrungsgemäß nicht immer.

Deshalb:

  • Stelle sicher, dass du deine Rolle und deine Verantwortlichkeiten im Team klar verstehst. Kläre Unklarheiten proaktiv mit deinem Vorgesetzten oder direkt betroffenen Kollegen.
  • Als Führungskraft definierst du klare Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten für jedes Teammitglied. Überprüfe regelmäßig (aktiv!), ob diese klar sind und ob es Überschneidungen gibt, die zu Konflikten führen könnten.

Klar definierte Rollen und Verantwortlichkeiten reduzieren Unsicherheiten und Missverständnisse. Wenn jeder weiß, was von ihm erwartet wird, verringert sich das Konfliktpotenzial deutlich.

4. Empathie und Verständnis entwickeln

Da ist es wieder: Das E-Wort. Empathie. Vielleicht kannst du es schon nicht mehr hören (und ganz ehrlich? Ich manchmal auch nicht mehr, so überstrapaziert wird es oft). Aber egal, zu welchen Zwecken und in welchen Kontexten der Begriff missbraucht wird, Empathie ist wesentlich. Du brauchst dafür kein Naturtalent zu sein - manchmal hilft einfach nur zuhören. Dann stell' dir die Frage "wie würde es mir dabei gehen?" oder (falls du etwas nur schwer nachvollziehen kannst, weil du einfach ganz anderes gestrickt bist) "was habe ich beobachtet, wie es vielen Menschen in so einer Situation geht?".

  • Versuche, die Perspektiven deiner Kollegen zu verstehen, auch wenn du anderer Meinung bist. Menschen haben sehr gute Gründe für ihr Verhalten, auch wenn wir diese nicht immer nachvollziehen können. Deshalb ist es ratsam, aus einer wohlwollenden Haltung heraus zu agieren; du weißt nie alles und hast das komplette Bild - wie sollst du also beurteilen?
  • Zeige Empathie und Anerkennung für die Herausforderungen, denen sich andere stellen. Was für dich ein Klacks ist, kann für jemand anderen - je nach dem, wie er strukturiert ist, die Herausforderung seines Lebens sein. Behalte das im Hinterkopf und würdige Anstrengungen.
  • Als Führungskraft: Fördere ein Umfeld, in dem Empathie und gegenseitiges Verständnis gelebt werden. Geh' mit gutem Beispiel voran und frage dich, wie du diese beiden Dinge in deinen Führungsalltag einfließen lassen kannst, ohne deine Führungsrolle zu sabotieren - das ist eine häufige Angst von Führungskräften, dass wenn sie "weicher" agieren, sie nicht mehr ernst genommen werden. Wie sieht das bei dir aus?
  • Organisiere Teamaktivitäten, die das gegenseitige Kennenlernen und den Zusammenhalt fördern - keine Sorge; ihr müsst nicht "best friends" sein, um gut miteinander arbeiten zu können, aber jemanden besser zu kennen, erleichtert es, sein Verhalten einordnen zu können. Hierzu ist 

Empathie ist also definitiv ein Schlüssel zum Abbau von Barrieren und zum Aufbau von Vertrauen. Verständnis für die Perspektiven der Teammitglieder kann dazu beitragen, viele Konflikte zu vermeiden oder effektiver zu lösen. Und: Verständnis heißt NICHT, dass du ihrer Meinung sein musst.

5. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Wenn es immer wieder brodelt im Team, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Oft ist das Unternehmen, also der Rahmen, in dem sich das Team bewegt, per se ein Konfliktbeschleuniger - meist durch ungeeignete Strukturen und Prozesse, aber auch die Firmenkultur oder ungeeignetes Führungsverhalten kann je nach Ausprägung das ihrige dazu tun. Trotzdem ist es möglich, im Mikrokosmos Team einen guten Zusammenhalt und eine gute Konfliktkultur "against all odds" zu etablieren.

Manchmal gelingt das aber trotz aller Anstrengungen nicht. Dann ist es ratsam, Unterstützung zu holen. Diese Unterstützung kann sehr unterschiedlich aussehen, denn viele Wege führen nach Rom. Hier einige, die sich als hilfreich erwiesen haben:

  • Konfliktmanagementtrainings: Hier können Mitarbeiter und Führungskräfte an ihren Skills arbeiten und ihr Konfliktverhalten reflektieren und verbessern. Dieser Zugang wirkt zwar nicht so schnell, ist aber mittelfristig eine sehr gute "flankierende Maßnahme".
  • Teambuilding und Beziehungsaufbau: Ebenfalls mittelfristig und präventiv wirksam sind Teambuilding und Beziehungsaufbau. Teambuilding als isolierte Maßnahme ist zwar nicht besonders nachhaltig (dazu muss es in einem Konzept aus Teamentwicklungsmaßnahmen eingebettet sein), aber ein Tag im Team, fernab des Büros kann manchmal Wunder wirken. Der Beziehungsaufbau ist elementar. Und wenn du jetzt an sehr enge Beziehungen denkst und du das eigentlich im Beruf gar nicht willst, kann ich dich beruhigen: Das Maß an Beziehung, das erforderlich ist, um gut miteinander zu arbeiten wird weder deiner Intimsphäre schaden noch deinen professionellen Wirkungsgrad torpedieren.
  • Coaching: Wenn du bemerkst, dass du immer wieder ähnliche Situationen in Konflikten erlebst und dich im Kreis drehst, ohne zu einer Lösung zu kommen, kann Coaching gut helfen. Hier kannst du im Einzelsetting an deinen Mustern und an deinem Verhalten arbeiten. Viele Menschen haben die Idee, dass Coaching lange dauert und teuer ist - ein seriöser Coach mit entsprechender Ausbildung wird jedoch solche Themen relativ rasch mit dir verbessern können.
  • Mediation: Mediation ist im Anlassfall super - wenn du in einem akuten Konflikt steckst, der sich einfach nicht lösen lassen will, ist es klug, eine Mediation auszuprobieren. Mediation ist eine sehr kurzzeitige, wirksame Intervention bei Konflikten. Hier kannst du dich gemeinsam mit den anderen Beteiligten auf den Inhalt konzentrieren, während der Mediator den Prozess steuert und dafür sorgt, dass alle Perspektiven, Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Das klingt vielleicht etwas wie Hokus-Pokus, funktioniert aber. Vielleicht gibt es ja im Unternehmen Stellen, die das übernehmen oder du kannst auf Dienstleister zugreifen.

Fazit

Teamkonflikte sind zwar eine Herausforderung, aber sie sind auch eine Gelegenheit, das Miteinander und die Zusammenarbeit im Team zu stärken. Mit diesen fünf Strategien kannst du Konflikte effektiv lösen und eine positive Arbeitsumgebung herstellen. Vor allem die frühzeitige Erkennung und das aktive Management von Konflikten sind für die Frage, ob sie dir nützen oder schaden, entscheidend.

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Konfliktmanagementtrainings

mit Melanie Berger

Besser gelöste Konflikte bedeuten mehr Erfolg.

In zwei Tagen zu erfolgreicheren Projekten und zufriedeneren Mitarbeitern.

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