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Kritik zu äußern, ohne Widerstand zu ernten, ist eine Kunst. Dabei wolltest du eigentlich nur einen winzig kleinen (einen wirklich, wirklich winzigen) Verbesserungsvorschlag machen, und plötzlich steht alles in Flammen. Deshalb machst du das auch gar nicht mehr so gern - immer nehmen alle alles furchtbar persönlich. Wie kannst du also Feedback geben, ohne dabei die gute Stimmung zu zerstören? Hier ein paar Hinweise, wie es gelingt (und wenn du alles nach Lehrbuch gemacht hast und der andere trotzdem beleidigt ist, liegt es sehr wahrscheinlich an was anderem).

Da ist sie also: Deine einfach großartige Idee, wie ein Prozess verbessert werden kann. Für dich ist alles glasklar, eine gemähte Wiese. Aber anstatt Dankbarkeit zu ernten, reagieren deine Kollegen mit defensiven Gegenangriffen. Warum? Weil niemand gerne kritisiert wird. Das Problem ist dabei meistens nicht die Sache - denn dass der Prozess nicht optimal ist, wissen eh' alle - sondern die Verpackung.

Die goldenen Regeln des Feedback gebens

Ich-Botschaften verwenden

Statt „Du machst das immer falsch!“ sagst du: „Ich habe den Eindruck, dass dieser Ansatz nicht optimal funktioniert.“ So vermeidest du, dass sich dein Gegenüber angegriffen fühlt.

  • Beispiel: „Ich habe das Gefühl, dass die Präsentation etwas zu lang ist. Vielleicht könnten wir sie kürzer und prägnanter gestalten?“

Konkrete Beispiele nennen

Verallgemeinerungen wie „immer“ oder „nie“ führen nur zu Abwehrreaktionen. Fühle dich mal kurz rein: Wenn jemand zu dir sagt "immer lässt du den Klodeckel offen!" wirst du das vehement verneinen. Nenne also spezifische Situationen.

  • Beispiel: „Beim letzten Meeting haben wir viel Zeit mit der Diskussion über Details verloren. Vielleicht könnten wir die Agenda straffer gestalten?“

Positive Aspekte hervorheben

Beginne und ende dein Feedback mit positiven Bemerkungen - das nennt sich auch die Sandwichtechnik. Das schafft eine Balance und macht die Kritik leichter verdaulich.

Übrigens: Wir Menschen müssen in Beziehungen 5 (!) positive Dinge hören, bis wir eine negative Anmerkung verkraften können, ohne, dass die Beziehung leidet. Ganz so arg ist es im beruflichen Kontext nicht, die Botschaft ist aber klar: "Nicht geschimpft ist gelobt genug" wird nicht reichen, um konstant gute Ergebnisse zu erzielen.

  • Beispiel: „Dein Engagement im Projekt ist beeindruckend. Und ich denke, wir könnten noch effizienter werden, wenn wir die Aufgaben klarer verteilen. Insgesamt läuft es aber schon sehr gut.“

Beachte hier auch, dass ein "und" statt eines "abers" verwendet wurde. Mein Vater selig pflegte immer zu sagen "alles vor dem 'aber' ist gelogen" - ein "aber" relativiert das Positive am Anfang. Mit einem "und" geht das viel eleganter. Also. "und wenn es jetzt noch gelingt, dass (...) dann ist das super!".

Merkst du den Unterschied?

Lösungsvorschläge anbieten

Kritik ohne Lösungsvorschlag ist wie eine Baustelle ohne Bauplan. Ein ziemliches Chaos. Biete deshalb immer auch einen Lösungsvorschlag an.

  • Beispiel: „Wie wäre es, wenn wir uns jeden Montag 10 Minuten Zeit nehmen, um die Wochenziele gemeinsam zu besprechen?“

Du kannst alternativ auch dein Gegenüber nach einem eigenen Lösungsvorschlag fragen. Etwa so: "wie denkst du, kann das besser gelingen?" oder "was würde dir helfen, dass es besser funktioniert?" - das hat den Vorteil, dass du die Person in die Eigenverantwortung bringst und 1. nicht du die ganze Denkarbeit machen musst und 2. die Person sich der Lösung viel mehr verpflichtet fühlt (it's magic...).

sprechblase mit sternen

Im Artikel Deeskalierende Kommunikation - der Zaubertrick in der Konfliktbearbeitung findest du noch viele weitere Ideen, welche Methoden dir helfen könnten, unter anderem auch einen Überblick über Fragetechniken.

Timing und Ort berücksichtigen

Der richtige Zeitpunkt und Ort für Kritik sind entscheidend. Vermeide es, jemanden vor anderen zu kritisieren und wähle einen ruhigen Moment. Achte außerdem darauf, dass du Feedback zeitnah gibst.

Ein paar Tage später gelangt es schneller in den falschen Hals - oder wie würdest du dich fühlen, wenn dein Vorgesetzter, mit dem du jeden Tag zu tun hast, dir irgendwann sagt "und übrigens, letzte Woche, deine Bemerkung im Meeting, die fand ich nicht so prickelnd". Hätte er ja gleich sagen können. Und schon ärgert man sich (ja, ich weiß, verzwickt).

Feedback is the Breakfast of Champions.

Ken BlancharD

Autor, Speaker und Managementexperte

Feedback geben: Praktische Anwendung

Einer deiner Kollegen liefert ständig Berichte mit kleinen Fehlern. Dann könntest du das Feedback so geben:

  • Du: „Hey Tom, hast du einen Moment Zeit? Ich wollte kurz über die letzten Berichte sprechen.“
  • Tom: „Klar, was gibt’s?“
  • Du: „Zunächst einmal, danke für die schnelle Lieferung der Berichte. Deine Effizienz ist wirklich beeindruckend. Ich habe nur ein paar kleine Fehler bemerkt, die sich wiederholen. Mir ist aufgefallen, dass einige Zahlen in der Tabelle nicht korrekt sind. Ich denke, wir könnten das leicht beheben, indem wir eine doppelte Prüfung einführen. Was hältst du davon?“
  • Tom: „Oh, das habe ich gar nicht bemerkt. Danke, dass du es ansprichst. Die Idee mit der doppelten Prüfung klingt gut.“
  • Wie reagierst du normalerweise auf Kritik?
  • Welche Techniken kannst du sofort anwenden, um dein Feedback konstruktiver zu gestalten?
  • Gibt es eine aktuelle Situation, in der du konstruktive Kritik üben könntest?

Fazit

Feedback geben will gelernt sein. Mit den richtigen Techniken kannst du Feedback geben, das hilft, statt zu verletzen. Indem du Ich-Botschaften verwendest, konkrete Beispiele nennst, positive Aspekte hervorhebst, Lösungsvorschläge anbietest und das richtige Timing wählst, kannst du deine Kritik so verpacken, dass sie angenommen und (mit höherer Wahrscheinlichkeit) umgesetzt wird. Außerdem erhältst du die positive Beziehung zum Feedbackempfänger - und die hilft dir in ganz vielen anderen Dingen auch.

p.s. Nicht nur Feedback geben, sondern auch Feedback empfangen ist eine eigene Kunst. Vielleicht habe ich ja irgendwann - wenn ich all' die anderen Gedanken aufgeschrieben habe, Zeit, auch darüber zu schreiben.

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