Kognitive Dissonanz beschreibt den unangenehmen Zustand, wenn wir widersprüchliche Gedanken oder Überzeugungen haben, also einen inneren Konflikt. Diese kognitiven Dissonanzen können unser Konfliktverhalten stark beeinflussen, indem sie uns irrational handeln lassen und Konflikte schwieriger lösen. In diesem Artikel zeige ich dir fünf Denkweisen, die durch kognitive Dissonanz entstehen und Konflikte unlösbar erscheinen lassen – und wie du sie überwinden kannst.
Was ist kognitive Dissonanz?
Kognitive Dissonanz ist der unangenehme Zustand, der entsteht, wenn wir zwei oder mehr widersprüchliche Gedanken, Überzeugungen oder Werte gleichzeitig haben. Unser Gehirn strebt nach Konsistenz (also Harmonie zwischen diesen einzelnen sogenannten kognitiven Elementen), und diese Dissonanz erzeugt Stress, den wir instinktiv reduzieren wollen.
Beispiele:
- Ein Raucher weiß, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, raucht aber trotzdem weiter. Um die Dissonanz zu verringern, könnte er die Gefahren des Rauchens herunterspielen.
- Du kaufst ein teures Produkt und entdeckst später, dass es günstiger erhältlich war. Um die Dissonanz zu mindern, könntest du die Qualität oder den Nutzen des Produkts überbewerten.
Diese Beispiele zeigen, wie wir kognitive Dissonanz durch Selbstrechtfertigung oder das Ändern unserer Überzeugungen reduzieren.
Warum halten wir kognitive Dissonanz so schlecht aus?
Wir halten kognitive Dissonanz schlecht aus, weil unser Gehirn nach Konsistenz und Harmonie strebt. Widersprüchliche Gedanken oder Überzeugungen erzeugen inneren Stress und Unbehagen, was unser Wohlbefinden beeinträchtigt.
Dieser Zustand zwingt uns, Maßnahmen zu ergreifen, um die Dissonanz zu verringern und unser mentales Gleichgewicht wiederherzustellen. Solche Maßnahmen können Selbstrechtfertigung, Vermeidung widersprüchlicher Informationen oder das Ändern unserer Überzeugungen umfassen.
Kognitive Dissonanz wirkt als mentaler Antrieb, der uns dazu motiviert, unsere Überzeugungen und Handlungen in Einklang zu bringen - und dazu haben wir 5 ganz ausgeklügelte Strategien:
1. Erregung auf andere Ursachen zurückführen
Wir lenken den Stress, den die Dissonanz erzeugt, auf externe Ursachen um. Beispielsweise könnten wir sagen: „Die Scheinheiligkeit der Leute nervt mich“, um den inneren Konflikt zu externalisieren.
Anstatt die Verantwortung für deinen Teil des Konflikts zu übernehmen, beschuldigst du andere für die angespannte Situation. Dies verhindert eine konstruktive Lösung.
- Wann hast du zuletzt deinen inneren Stress auf externe Ursachen zurückgeführt, um den inneren Konflikt zu vermeiden?
Erfahre mehr über andere psychologische Strategien im Umgang mit Konflikten in meinem Artikel Konfliktpsychologie: Warum du Konflikte nicht effektiv löst.
2. Widerspruch herunterspielen
Um den inneren Widerspruch zu mindern, spielen wir unser Verhalten herunter: „So schlimm ist mein Verhalten nun auch wieder nicht.“
Du ignorierst in Konflikten die negativen Auswirkungen deines Verhaltens auf andere also, was die Konfliktlösung erschwert.
- In welchen Situationen hast du dein Verhalten heruntergespielt, um kognitive Dissonanz zu reduzieren?
Mehr über die Auswirkungen von Glaubenssätzen erfährst du in meinem Artikel 3 Arten, auf die Glaubenssätze deine Konflikte im Berufsleben drastisch verstärken.
3. Verhalten als erzwungen darstellen
Wir rechtfertigen unser Verhalten, indem wir es als erzwungen darstellen: „Ich musste so handeln.“
Du behauptest in Konflikten also einfach, keine Wahl gehabt zu haben, was dir erlaubt, deine Verantwortung zu leugnen (und den Konflikt verschärft).
Kognitive Dissonanzen sind ähnlich tricky wie kognitive Verzerrungen, also Wahrnehmungsbeeinträchtigungen - wie erstere funktionieren, erfährst du im Beitrag 5 Arten, auf die deine Wahrnehmung dein Konfliktverhalten steuert.
4. Informationen nicht wahrnehmen oder leugnen
Wir ignorieren, leugnen oder werten Informationen ab, die unsere Überzeugungen infrage stellen.
Du weigerst dich, Fakten anzuerkennen, die nicht in dein Weltbild passen, was eine konstruktive Konfliktlösung verhindert.
Wie du die Konfliktlösung nicht verhinderst, sondern mit emotionaler Intelligenz vorantreibst, liest du übrigens hier (damit wir hier auch immer schön konstruktiv bleiben und ich dir nicht ständig erzähle, wie es NICHT geht): Emotionale Intelligenz: Mit diesen 3 Eigenschaften löst du Konflikte ganz leicht.
5. Selektive Informationsbeschaffung
Wir suchen aktiv nach Informationen, die unsere bestehenden Überzeugungen unterstützen und die dissonanzreduzierend wirken.
Du konzentrierst dich bei der selektiven Informationesbeschaffung nur auf die Aspekte des Konflikts, die deine Sichtweise bestätigen, und ignorierst gegenteilige Informationen.
- Wie kannst du aktiv nach Informationen suchen, die deine Sichtweise in Frage stellen, um eine umfassendere Perspektive zu gewinnen?
Fazit
Kognitive Dissonanz kann Konflikte unlösbar erscheinen lassen, wenn du nicht bewusst daran arbeitest, deine Denkweisen zu ändern. Indem du Erregung auf andere Ursachen zurückführst, Widersprüche herunterspielst, dein Verhalten als erzwungen darstellst, Informationen leugnest und selektiv Informationen beschaffst, kannst du Konflikte sicher nicht lösen - wenn du dir dieser Mechanismen jedoch bewusst bist, schon eher. Hier gilt: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung :-).