Emotionale Intelligenz ist eine der Säulen erfolgreicher Konfliktbewältigung. Sie ermöglicht es dir, deine eigenen Emotionen und die der anderen zu erkennen, zu verstehen und zu regulieren. In diesem Artikel erkläre ich dir, was diese Fähigkeiten ausmacht und wie du sie stärken kannst.
1. Emotionale Intelligenz bedeutet, Emotionen zu erkennen
Das Erkennen von Emotionen ist die Fähigkeit, deine eigenen Gefühle sowie die Gefühle anderer zu identifizieren und ist die Grundvoraussetzung für alle darauffolgenden Fähigkeiten, nämlich das Verstehen und Regulieren von Emotionen.
Eigene Emotionen erkennen
Es ist erstaunlich, wie weit weg von unseren Emotionen wir oft sind und wie viele Menschen sich selbst kaum noch spüren. Nur: Wenn wir unsere eigenen Emotionen nicht erkennen, wird uns das auch bei anderen deutlich schwerer fallen.
Das Erkennen der eigenen Emotionen beginnt mit Selbstreflexion. Frage dich in stressigen oder konfliktbeladenen Situationen: "Wie fühle ich mich gerade?" Achte auf körperliche Signale und Empfindungen wie einen erhöhten Herzschlag, Anspannung oder Schwitzen, die oft erste Hinweise auf aufkommende Emotionen wie Wut oder Angst sind.
Das Führen eines Emotionstagebuchs kann ebenfalls helfen, Muster in deinem emotionalen Erleben zu erkennen und besser zu verstehen.
Wusstest du übrigens, dass Emotionen von Gedanken ausgelöst werden? Hier kannst du nachlesen, was das mit Glaubenssätzen zu tun hat.
Emotionale Intelligenz ist der Schlüssel zum persönlichen und beruflichen erfolg.
John C. Maxwell
Führungsexperte und Autor
Die Emotionen anderer erkennen
Um die Emotionen anderer zu erkennen, achte auf deren Körpersprache, Mimik und Tonfall. Achte beispielsweise darauf, ob jemand den Augenkontakt meidet (was bei den meisten auf Unsicherheit oder Unbehagen hindeutet) oder ob er seine Stimme erhebt (was ein Zeichen von Frustration oder Ärger sein kann).
Auch offene Fragen wie "Wie fühlst du dich dabei?" und aktives Zuhören fördern das Erkennen von Emotionen, denn nicht jeder Mensch zeigt Emotionen auf die gleiche Weise - so kann sich Frustration bei zwei Menschen in unterschiedlichen sichtbaren Symptomen äußern.
Was in diesem Abschnitt natürlich nicht fehlen darf, ist der Begriff "Empathie" - Empathie beschreibt die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und ihre Emotionen so nachzuvollziehen. In Konflikten ist Empathie besonders wertvoll - mehr dazu findest du in diesem Beitrag.
- Wann habe ich das letzte Mal bewusst innegehalten, um meine Gefühle in einer stressigen Situation zu identifizieren, und welche körperlichen Signale habe ich dabei wahrgenommen?
- Wie reagiere ich normalerweise auf die nonverbalen Hinweise (wie Körpersprache oder Mimik) meiner Kollegen, und wie könnte ich meine Beobachtungsfähigkeiten verbessern, um ihre Emotionen besser zu erkennen?
- Welche spezifischen Emotionen und Situationen wiederholen sich bei mir häufig, und was verrät mir das über meine Reaktionen auf Stress und Konflikte?
2. Emotionale Intelligenz bedeutet Verstehen von Emotionen
Das Verstehen von Emotionen geht über das bloße Erkennen hinaus. Es beinhaltet das Verständnis, warum du oder andere so fühlen, wie sie es tun, und welche Auswirkungen das auf das Verhalten hat.
Wenn ein Kollege verärgert ist, versuche, die Situation aus seiner Perspektive zu betrachten. Frag dich, welche Ereignisse oder Überzeugungen zu dieser Emotion geführt haben könnten - meistens sind Emotionen nachvollziehbar, wenn man sich die Zusammenhänge genauer vor Augen führt.
Elementar beim Verstehen von Emotionen ist also, zu überlegen, welche Gründe zu einer bestimmten Emotion geführt haben.
3. Regulieren von Emotionen als Teil emotionaler Intelligenz
Die Fähigkeit, Emotionen zu regulieren (auch Selbstregulation oder Impulskontrolle genannt), bedeutet, deine eigenen emotionalen Reaktionen zu kontrollieren und besonnen zu handeln, auch wenn eine Situation angespannt ist. Aber nicht nur das - auch das ungefilterte Zeigen mancher Emotionen kann hilfreich sein.
Die Regulation von Emotionen bedeutet also nichts anderes, als eine Wahl zu haben, wie du reagierst (also regulieren oder raus lassen), und deinen Emotionen nicht hilflos ausgeliefert zu sein.
Wenn also eine Diskussion etwas intensiver wird, kannst du zum Beispiel durch tiefes Atmen und eine kurze Pause verhindern, dass du impulsiv reagierst und so Schaden anrichtest.
Ein Set an Techniken zur Stressbewältigung und emotionalen Selbstregulierung findest du in meinem Artikel Stressmanagement in Konflikten: 7 unterschätzte Tricks, um ruhig zu bleiben.
- Wie gut kann ich die Ursachen meiner Emotionen und die Emotionen anderer in Konfliktsituationen nachvollziehen?
- Welche Kommunikationstechniken könnte ich einsetzen, um dieses Verständnis zu vertiefen?
- Welche Methoden habe ich bereits erfolgreich genutzt, um meine emotionalen Reaktionen in stressigen Situationen zu kontrollieren?
- Welche weiteren Ansätze könnte ich ausprobieren, um meine Selbstregulation zu verbessern?
Fazit
Emotionale Intelligenz ist der Überbegriff für drei wesentliche Fähigkeiten, die dir helfen, dich selbst zu regulieren und andere besser zu verstehen - beides hat enorm positive Wirkungen auf dein Konfliktverhalten, weil du so in der Lage bist, angemessen und konstruktiv zu reagieren.
Mehr über die Grundlagen der Konfliktbewältigung erfährst du in meinem umfassenden Artikel Konfliktpsychologie: Warum du Konflikte nicht effektiv löst.
Und bevor ich es vergesse: Die 5 Säulen der emotionalen Intelligenz - Der Schlüssel zu einem erfüllten Leben, harmonischen Beziehungen und beruflichem Erfolg ist ein tolles Buch über emotionale Intelligenz, falls du gerne noch mehr darüber lernen möchtest.