emotionale Intelligenz Konflikte lösen
Melanie

Emotionale Intelligenz (EI) ist die Fähigkeit, die eigenen Emotionen sowie die Emotionen anderer zu erkennen, zu verstehen und zu regulieren. Diese Fähigkeit besteht aus fünf Hauptkomponenten: Selbstbewusstsein, Selbstregulierung, Motivation, Empathie und sozialen Fähigkeiten. Führungskräfte, die über hohe emotionale Intelligenz verfügen, können Konflikte effektiver managen und ihre Ziele leichter erreichen.

Was ist emotionale Intelligenz?

Emotionale Intelligenz bezeichnet die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, zu verstehen, zu verarbeiten und zu regulieren. Daniel Goleman identifizierte fünf Hauptkomponenten der emotionalen Intelligenz:

  1. Selbstbewusstsein: Das Erkennen und Verstehen der eigenen Emotionen.
  2. Selbstregulierung: Die Fähigkeit, impulsive Reaktionen zu kontrollieren.
  3. Motivation: Der innere Antrieb und die Begeisterung für Ziele.
  4. Empathie: Das Einfühlungsvermögen in die Emotionen anderer.
  5. Soziale Fähigkeiten: Die Fähigkeit, Beziehungen zu pflegen und effektiv zu kommunizieren.

Das klingt alles sehr klug, nur: wie hilft das jetzt in Konflikten? Sehen wir uns das mal an.

1. Selbstbewusstsein

Selbstbewusstsein im Sinne Golemans meint nicht das Selbstbewusstsein im Sinne eines hohen Selbstwerts oder eines sicheren Auftretens - es bedeutet viel mehr, dass du dir selber bewusst bist, also eher Selbst-bewusst.

Selbstbewusstsein bedeutet demnach, sich der eigenen Emotionen und ihrer Auswirkungen bewusst zu sein. Es umfasst die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu erkennen und zu verstehen, wie sie das eigene Verhalten und die Interaktionen mit anderen beeinflussen.

Gianna, eine Führungskraft, bemerkt zum Beispiel, dass sie häufig frustriert ist, wenn Projekte nicht wie geplant verlaufen. Durch ihr Selbstbewusstsein erkennt sie bald ihre emotionalen Auslöser. Eines Tages stellt sie nämlich fest, dass ihr Frust oft aus ihrer eigenen Angst vor Versagen resultiert und sie deshalb manchmal überzogen reagiert. Diese Erkenntnis hilft ihr in Folge dabei, ihr Verhalten anzupassen.

emotionale Intelligenz Konflikte loesen I

Selbstbewusstsein hilft Gianna also, ihre Emotionen zu analysieren und zu verstehen, warum sie so reagiert und unterstützt sie dabei, kontrollierter zu handeln und ihre Emotionen besser zu steuern.

Ohne Selbstbewusstsein: Gianna würde ihre Frustration ungefiltert an ihr Team weitergeben, was die Moral und Motivation der Mitarbeiter negativ beeinflussen würde. Die Mitarbeiter würden sich möglicherweise missverstanden und demotiviert fühlen, was wiederum die Teamdynamik schwächen würde. Also alles nicht gut.

  • Welche Emotionen empfinde ich in stressigen Situationen und wie beeinflussen sie meine Entscheidungen? >> Diese Frage hilft dir, deine emotionalen Reaktionen besser zu verstehen und zu erkennen, welche Auswirkungen sie auf dein Verhalten haben.
  • Welche Muster erkenne ich in meinen emotionalen Reaktionen auf bestimmte Auslöser? >> Indem du diese Frage beantwortest, kannst du wiederkehrende emotionale Muster identifizieren und besser darauf vorbereitet sein.
  • Wie kann ich meine Emotionen in schwierigen Momenten besser steuern und welche Techniken könnten mir dabei helfen? >> Diese Reflexion hilft dir, konkrete Strategien zur Emotionsregulation zu entwickeln und anzuwenden.

2. Selbstregulation

Selbstregulation ist die Fähigkeit, impulsive Reaktionen zu kontrollieren und Emotionen in einer gesunden und produktiven Weise zu managen. Dies beinhaltet, sich in stressigen Situationen zu beruhigen und angemessen auf Herausforderungen zu reagieren.

Die Selbstregulation kann erfolgen, wenn jemand ausreichend selbstbewusst ist und negative Impulse wahrnimmt, sich davon aber nicht mitreißen lassen muss (obwohl es manchmal auch gut tut, einfach mal spontan zu fluchen...). Aber sehen wir uns an, wie so etwas aussehen kann:

In einem Meeting wird Lukas von einer unerwarteten negativen Nachricht überrascht. Anstatt impulsiv zu reagieren, atmet er tief durch und sammelt sich, bevor er antwortet. Er sagt ruhig: "Lass uns die Situation analysieren und sehen, welche Lösungen wir finden können."

Durch gelungene Selbstregulation kann Lukas seine impulsiven Reaktionen kontrollieren und konstruktiv bleiben. Das bewirkt, dass die Situation nicht eskaliert und das Team sich auf die Lösungsfindung fokussieren kann.

Dabei helfen unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Techniken zum Stressabbau, innehalten oder dem Bewusstmachen von Vorgängen (siehe oben bei Selbstbewusstsein).

Ohne Selbstregulation: Lukas würde wohl wütend und laut werden, was das Team verunsichern und die Situation verschlimmern würde. Mitarbeiter könnten sich eingeschüchtert fühlen und weniger bereit sein, offen über Probleme zu sprechen - eine Negativspirale wäre im Nu in Gang gesetzt.

  • Wie reagiere ich normalerweise auf unerwartete negative Nachrichten und wie könnte ich meine Reaktionen verbessern? >> Diese Frage hilft dir, deine Reaktionen zu analysieren und alternative, positivere Reaktionen zu entwickeln.

  • Welche Techniken zur Beruhigung und Emotionskontrolle habe ich in der Vergangenheit verwendet und wie effektiv waren sie? >> Durch diese Reflexion kannst du herausfinden, welche Techniken für dich am besten funktionieren und diese weiter ausbauen.

  • Welche Strategien kann ich anwenden, um in stressigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren und rational zu handeln? >> Diese Frage unterstützt dich dabei, konkrete Maßnahmen zu identifizieren, die dir helfen, ruhig und fokussiert zu bleiben.

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3. Motivation

Motivation bezieht sich auf den inneren Antrieb und die Begeisterung, Ziele zu erreichen.

Marianne stellt sich die Frage, warum sie bestimmte Ziele verfolgt und was sie antreibt. Diese intrinsische Motivation hilft ihr, auch in schwierigen Zeiten fokussiert und engagiert zu bleiben. Sie teilt ihre Vision und Begeisterung mit ihrem Team: "Ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam großartige Ergebnisse erzielen können."

Die Kenntnis der eigenen innerlichen (intrinsischen) Motivation hilft Marianne dabei, ihre eigene Begeisterung auszudrücken und zu nutzen, um ihr Team zu inspirieren und zu motivieren. Menschen, denen das gelingt, haben meistens performantere Teams und mehr Zufriedenheit im Team - das wiederum wirkt sich massiv auf Krankenstände und Fluktuation (weniger) und Zielerreichung (mehr) aus.

Ohne (eigene) Motivation: Das Fehlen einer klaren Vision und Motivation führt in den meisten Teams zu einem Mangel an Engagement - Führungskräfte, die ihre eigene Motivation kennen und ihr Team damit "anstecken", sind erfolgreicher und erreichen gemeinsam mehr.

  • Was sind meine wichtigsten beruflichen und persönlichen Ziele und warum sind sie mir wichtig? >> Diese Frage hilft dir, deine Motivationen klarer zu definieren und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

  • Wie kann ich meine Begeisterung und meinen Antrieb auch in schwierigen Zeiten aufrechterhalten? >> Durch diese Reflexion kannst du Strategien entwickeln, um dich selbst zu motivieren, auch wenn es Herausforderungen gibt.

  • Welche Schritte kann ich unternehmen, um mein Team zu motivieren und gemeinsam unsere Ziele zu erreichen? >> Diese Frage unterstützt dich dabei, Wege zu finden, wie du deine Mitarbeiter inspirieren und anleiten kannst.

4. Empathie

Empathie ist die Fähigkeit, die Emotionen und Perspektiven anderer zu verstehen und darauf einfühlsam zu reagieren.

Manuel, ein Mitarbeiter, wirkt niedergeschlagen und unmotiviert. Sabine spricht ihn darauf an und erfährt, dass Manuel familiäre Probleme hat. Indem sie Verständnis und Mitgefühl zeigt, schafft Sabine Vertrauen und bietet Unterstützung an: "Ich verstehe, dass du gerade eine schwere Zeit durchmachst. Wie kann ich dir helfen?"

Empathie ist das einzig funktionierende Reinigungsmittel um diese Welt vom Schmutz der Unmenschlichkeit zu befreien.

Markus Keimel

Die Empathie ermöglicht es Sabine, die Gefühle ihrer Mitarbeiter zu erkennen und einfühlsam darauf einfühlsam zu reagieren. Das stärkt das Vertrauen und die Bindung von Manuel.

Ohne Empathie: Sabine könnte Manuels Probleme ignorieren oder als unwichtig abtun (weil sie sich damit überfordert fühlt), was dazu führen würde, dass Manuel sich nicht unterstützt fühlt. Das wiederum hätte eine Verschlechterung seiner Arbeitsleistung und seiner Motivation zur Folge, die dauerhafter wäre, als jene, die durch das familiäre Problem temporär entsteht.

  • Wie gut kann ich die Gefühle und Perspektiven meiner Kollegen oder Mitarbeiter verstehen und wie könnte ich darin besser werden? >> Diese Frage hilft dir, deine empathischen Fähigkeiten zu evaluieren und weiterzuentwickeln.

  • In welchen Situationen habe ich zuletzt Empathie gezeigt und wie wurde diese von meinem Umfeld wahrgenommen? >> Durch diese Reflexion kannst du deine bisherigen empathischen Handlungen analysieren und deren Auswirkungen verstehen.

  • Wie kann ich sicherstellen, dass meine empathischen Reaktionen authentisch und nicht herablassend wirken? >> Diese Frage unterstützt dich dabei, authentische Empathie zu zeigen und Vertrauen zu stärken.

5. Soziale Fähigkeiten

Soziale Fähigkeiten umfassen die Fähigkeit, effektive Beziehungen zu pflegen und gut mit anderen zu kommunizieren. Sie beinhaltet unter anderem Teamarbeit, Konfliktlösung und die Förderung einer positiven und kooperativen Arbeitsumgebung.

Paul, der Teamleiter, weiß das und organisiert regelmäßige Teambuilding-Aktivitäten und fördert offene Kommunikation im Team (er weiß aber auch, dass das als Einzelmaßnahme nicht ausreicht, jedoch ein wichtiges Puzzleteil ist).

Dadurch verbessert er die Zusammenarbeit und das Gemeinschaftsgefühl. Er ermutigt seine Mitarbeiter zu einem vertrauensvollen Umgang, indem er Gelegenheiten schafft, wo soziale Fähigkeiten und die Beziehungen im Team gestärkt werden.

Soziale Fähigkeiten helfen Paul also dabei, ein unterstützendes und kooperatives Arbeitsklima zu schaffen, was der Teamdynamik und -performance zugutekommt. 

Ohne soziale Fähigkeiten: Paul könnte sozialen Fähigkeiten einen sehr geringen Wert beimessen - und würde sich und dem Team so schaden. Mangel an sozialer Interaktion führt meistens dazu, dass Teams nicht so gut funktionieren.

Das bedeutet nicht, dass ihr ständig miteinander abhängen müsst - das heißt nur, dass du ein Auge darauf haben solltest. Nicht jedes Team braucht gleich viel soziale Interaktion (und auch nicht die gleiche - was in einem Team gut ankommt, kann im anderen ein totaler Flop sein). Nichts für die sozialen Fähigkeiten zu tun, ist aber keine Option. Überlege dir deshalb, was für dein Team gut sein könnte. Denn: Gute Beziehungen führen in der Regel zu schnellerer Konfliktlösung.

  • Wie effektiv kommuniziere ich mit meinem Team und wo sehe ich Verbesserungspotenzial? >> Diese Frage hilft dir, deine Kommunikationsfähigkeiten zu überprüfen und gezielt zu verbessern.

  • Welche Maßnahmen kann ich ergreifen, um die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt in meinem Team zu fördern? >> Durch diese Reflexion kannst du Strategien entwickeln, um die Teamdynamik und Zusammenarbeit zu stärken.

  • Wie gehe ich mit Konflikten im Team um und welche Techniken zur Konfliktlösung kann ich noch lernen? >> Diese Frage unterstützt dich dabei, deine Fähigkeiten im Konfliktmanagement zu evaluieren und weiterzuentwickeln (übrigens hier ein gängiger Kommunikationsfauxpas...).

Fazit

Emotionale Intelligenz mit all ihren Bestandteilen ist ein mächtiges Werkzeug für Führungskräfte, um Konflikte zu lösen - oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Indem du Selbstbewusstsein, Selbstregulierung, Motivation, Empathie und soziale Fähigkeiten entwickelst, kannst du dein Team und eure Beziehung so gestalten, dass destruktive Konflikte keine Chance haben.

Weitere Inputs zu Führungstechniken, die bei der Konfliktlösung hilfreich sind, findest du zum Beispiel im Überblicksartikel Essentielle Führungskompetenzen bei Konflikten im Unternehmen und im Artikel 10 unverzichtbare Führungstechniken für Konfliktmanagement, die jede Führungskraft kennen muss.

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Autor

Melanie

...auch bekannt als die schweizerischste Wirtschaftsmediatorin Österreichs - ich löse seit 2020 Konflikte in und zwischen Unternehmen mit einer Erfolgsquote von 95%. Ich biete Wirtschaftsmediation, Konfliktcoaching und Konfliktmanagementtrainings an. In meiner Freizeit höre ich Musik, trainiere, oder werke im Garten herum.

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